Die Taunus Torpedos: Teil 1. Die Zeit vor den Taunus Torpedos
Hallo, liebe Fussballfreunde und Unterstützer des SV Wehen,
mit diesem Artikel und den folgenden kommen wir einem oft geäußerten Wunsch nach einer Beschreibung der ersten aktiven Zeit der Taunus Torpedos und der Fanszene des SV Wehen von den 80ern bis 2001 nach. Hiermit möchten wir den jüngeren Fans die Möglichkeit geben, etwas aus der Vergangeheit des SV Wehen und seinen Fans zu erfahren. Die Mitstreiter aus vergangenen Tagen werden zwar wenig neues geboten bekommen, sie können jedoch noch etwas in Erinnerungen schwelgen und bei der ein oder anderen Anekdote mitschmunzeln. Die Artikel legen keinen großen Wert auf Vollständigkeit, sondern stellen eine lose Sammlung aus einer ereignisreichen Zeit dar, die wir sorgfältig herausgepickt haben, um die wichtigsten Zusammenhänge zu beschreiben und einen Einblick in die damalige Zeit zu gewähren. Einige wichtige Begebenheiten aus dieser Periode gehören auch zu den heute noch hier und da erwähnten Psychopathen ’99, die wir nur aus aus unserem Blickwinkel anreißen können. Für genauere Infos dazu sei an dieser Stelle an die Psychos verwiesen.
Großer Dank gilt an dieser Stelle Thomas (Alter Sack), der den Großteil des Textes lieferte und über ein super Gedächtnis verfügt. Weiterhin haben Ulle und Klaus-Martin (Problembär Bruno) mitgewirkt. Nun viel Spass mit dem ersten Teil.
Euer Problembär.
1. Die Zeit vor den Taunus Torpedos
Schon in den 80er Jahren existierte auf dem Weher Halberg eine erste Fankultur: So trieb man z.B. eine Kuh mit Glocke um den Hals zu jedem Heimspiel auf den Berg hinauf. Mit dem Aufstieg in die Oberliga Hessen im Jahr 1989 entwickelte sich beim SV Wehen auch die erste halbwegs organisierte Fanszene. Während Leute wie Ulle mehr oder weniger freiwillig seit Geburt auf den Halberg geschleppt worden sind, war das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen Kaiserslautern (im alten Wiesbadener „Stadion an der Berliner Straße“) sowie der darauf folgende Aufstieg in die Oberliga Hessen der erste Kontakt von vielen späteren Torpedos Mitgliedern mit dem SV Wehen.
Schon damals gab es übrigens einen Fanclub der sich „Die Falken“ nannte und durch den Spruch „der Eintracht Adler ist müde, er fliegt lange schon nicht mehr. Die Weher Falken fliegen weiter und es werden immer mehr!“ einiges an Selbstironie (oder Größenwahnsinn?) ausdrückte und den typischen Support der 80er und 90er Jahre zelebrierte. Vom 1. FCK gekommen sorgte „Manolo“ als fleißiger Trommler bis zu seinem Freitod für Aufsehen auf dem Halberg. Schon zu dieser Zeit gab es bereits Anfeuerungsrufe, kleinere Fanartikel wurden produziert (Pins, Aufkleber u.ä.) und es gab zwei selbst gebaute elektronische Sirenen, die anfangs noch für Aufsehen sorgten, allerdings mit zunehmenden Jahren immer mehr die Leute nervten. Zusätzlich kam neben den batteriebetriebenen Sirenen eine nicht minder nervige tragbare Feuerwehrsirene zum Einsatz, die sogenannte „Eul“, die per Kurbel bedient wurde.
Einige Gründungsmitglieder der Torpedos standen schon damals im Wehen Fanblock und waren somit Bestandteil dieser kleinen Fanszene, zu der z.B. auch schon Linda und Wim gehörten. Zum Support gehörte bald auch eine sehr große Schwenkfahne, die Ulle bei jedem Wetter und unter Einsatz aller seiner Kräfte schwenkte. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll das Schwenken dieser Fahne, verbunden mit lauten „Achtung, Kopf einziehen!“ Rufen, nicht bei jedem Wehen Anhänger auf Gegenliebe gestoßen sein.
Schon in der ersten Oberligasaison traf man auf die Offenbacher Kicker. Das erste Spiel fand bereits nach wenigen Spieltagen auf dem Bieberer Berg statt: Statt vor maximal 1.000 Zuschauern spielte der SV Wehen vor einer Kulisse von fast 10.000 Zuschauern, die den SV Wehen Fans nicht ausnahmslos freundlich gesonnen waren: Es kam damals schon zu einzelnen Verfolgungsjagden zwischen OFC „Fans“ und Wehen Supportern in und außerhalb des Stadions. Das Thema Schutz aller auswärtigen Fans wurde vom OFC über Jahre konsequent ignoriert und nur bei Risikospielen wie gegen Frankfurt, Darmstadt oder Mannheim wirklich ernst genommen! In den folgenden Jahren waren die Begegnungen mit dem OFC immer der Höhepunkt der Saison. Oft herrschte bei Heimspielen der absolute Ausnahmezustand, da über 1.000 OFC Anhänger auf den kleinen Halberg wollten. Zwar ist es während der Spiele dank eines massiven Polizeiaufgebots zu keinen nennenswerten Vorfällen gekommen, aber einzelne Zwischenfälle inklusive Verfolgungsjagden bis nach Taunusstein Neuhof blieben vor und vor allem nach den Spielen leider nicht aus.
Neben dem OFC kam es auch zu ersten Begegnungen mit Darmstadt und dem FSV Frankfurt, die aber durchaus weniger brisant verliefen. Zu erwähnen ist natürlich noch die Rivalität mit dem SV Wiesbaden, der bis 1994 zusammen mit dem SV Wehen in der Oberliga spielte, bis er durch einen Konkurs von ganz unten wieder anfangen musste. Sportlich hielt sich der SV Wehen zwischen 1989 und 1994 souverän in der Oberliga, bis 1994 die Regionalliga Süd eingeführt worden ist. Dank der 3-Jahreswertung qualifizierte sich der SV Wehen trotz eines tollen dritten Platzes eigentlich nicht für diese Regionalliga. Da der FSV Frankfurt aber überraschend in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist, rückte man doch noch nach. Leider hatte man sich schon auf die nächste Oberligasaison eingestellt und für Verstärkungen war es zu spät, was zur Folge hatte, dass man sang- und klanglos wieder abgestiegen ist. Der erste richtige Rückschlag für den SV Wehen, aber nicht unbedingt für die SV Wehen Fanszene.
Spätere Torpedos Mitglieder brachten sich immer mehr aktiv in die Fanszene ein. Nach einem durchwachsenen Jahr in der Oberliga folgte 1996/1997 eine legendäre Oberligasaison, die so schnell niemand vergessen sollte: Aus einer super Mannschaft ragten vor allem Thomas Reichenberger, Thomas Zampach und Tom Stohn heraus. Aber auch Nazir Saridogan, Michael Sauer, Frank Wilde, Mounir Zitouni, Sven Zaltenbach, der Kapitän Michael „Schorsch“ Müller und ein kürzlich zurückgekehrter Bernhard Raab gehörten zum Kader. Man feierte 1996 den zweiten Hessenpokalsieg nach 1988, der den Taunus Torpedos Zaltenbachs „Biene Maja“ Trikot mit der Nummer 12 bescherte. Für Stimmung auf dem Halberg sorgte nun vermehrt der bekannte „Meggi“, der mit Trommel und lustigen Schlachtrufen (heute absolute Klassiker), Fussballatmosphäre aufkommen ließ.
Auch in dieser Saison spielte man wieder gegen die Offenbacher Kickers, den langjährigen Weggefährten und Rivalen des SV Wehen: Das Heimspiel am 6. Spieltag gewann der SV Wehen mit 1-0 und war somit immer noch ohne Gegentor, und das Rückspiel endete 1-1 und ging in die Geschichte ein als erstes Viertligaspiel, das in voller Länge im deutschen Fernsehen gezeigt worden ist. Lange lieferte man sich mit dem OFC einen heißen Kampf um die Tabellenspitze, wobei der SV Wehen vom 2. bis zum letzten Spieltag immer den ersten Tabellenplatz belegte. Am 32. Spieltag gab es ein nervenaufreibendes Spiel in Würges, bei dem vor allem der Support der Weher Fans stark war: Zwei von späteren Torpedos Mitgliedern gezündete Bengalos, Dauersupport der eigenen Mannschaft trotz langem 2-1 Rückstand und ein angemessen gefeierter 2-4 Auswärtssieg mit Meisterschale sind dabei besonders hervorzuheben.
Die Entscheidung fiel im Spiel gegen Gießen auf dem Halberg. Mit 3:1 wurde klar gewonnen, nach dem Abpfiff gab es kein Halten mehr, die Fans stürmten auf den Platz. Klaus-Martin hatte umgelabelten „Wehen Aufstiegssekt“ und einen Satz an „Aufstiegs“ T-Shirts mit, die mit dem Abpfiff reißenden Absatz fanden. Am Ende stieg der SV Wehen souverän in die Regionalliga auf: 109 geschossene Tore bei 23 Gegentoren (ein Torverhältnis von +86!) und 83 Punkte in 34 Spielen sprechen dabei eine sehr deutliche Sprache! Die Aufstiegsfeier, bei der man mit zwei gestellten Traktoren durch Wehen zog (auf dem ersten die Mannschaft, auf dem zweiten die Fans), der Präsident Heinz Hankammer hochoben winkend an vorderster Front mit dem Spruch „Das ist ja der Han(k)ammer!“ und Torben (ein späteres Torpedos Mitglied) mit seinem Auto den alten „Galaxy“-Rhythmus hupend hinterher gefahren ist, bleibt natürlich auch ein unvergessenes Erlebnis!
„Taunus Torpedos 97“ – „Support Wehen 08„
Dezember 27, 2016 um 18:27
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April 6, 2010 um 23:09
[…] ist der dritte Artikel in der Serie über die erste aktive Zeit der Taunus Torpedos. Nach Nummer 1 und Nummer 2 widmen wir uns heute den Fragestellungen, warum man Wehen wählen sollte, wieso eine […]