Offener Brief vom Verein damals:
Das Präsidium, das Trainerteam und die Geschäftsführung bedanken sich in einem offenen Brief bei den SV Wehen Wiesbaden Fans für deren tolle Unterstützung während dieser Saison.
Liebe Fans,
in der Stunde der schwersten Niederlage für den SV Wehen Wiesbaden seit vielen Jahren und dem Abstieg in die 3. Liga möchte sich der ganze Verein bei Euch für die bedingungslose Unterstützung bedanken. Ihr habt immer zum SVWW gestanden und wir hoffen, dass Ihr dem Verein auch weiterhin die Treue halten werdet. Bewundernswert und in der Liga sicher nicht alltäglich war auch Euer Verhalten während des vergangenen Heimspiels. Wir haben nicht einen Fan gesehen, der unsere Arena vor dem Abpfiff verlassen hat. Überhaupt sind wir der Überzeugung, dass unsere Fanszene mindestens 2. Liga-Niveau hat! Uns ist sehr bewusst, dass Ihr mit Euren Gesängen und Anfeuerungen einen großen Anteil an der einmaligen Atmosphäre der BRITA-Arena habt. Klar ist, dass nach dem vergangenen Heimspiel Trauer und Wut über die schlechte Saison und den jetzt nicht mehr vermeidbaren Abstieg in die 3. Liga ein Ventil brauchen. Klar ist auch, dass wir alle über die ganze Saison hinweg viele Fehler gemacht haben. Diese arbeiten wir intern auf und werden daraus Lehren für die Zukunft ziehen.
Wie soll es weitergehen? Wir erwarten schon sehr bald, bei weiteren entscheidenden Personalien Vollzug melden zu können. Doch die kommende Saison wird kein Zuckerschlecken werden. In der 3. Liga müssen wir uns dann mit deutlich verringertem Budget neu aufstellen. Dabei wollen wir eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen, die charakterlich so gefestigt ist, dem Druck standzuhalten. Denn als Absteiger werden wir zunächst einmal die Gejagten sein. Spieler, Trainer und das Umfeld werden dies als Herausforderung annehmen.
Die verbleibenden drei Spiele der laufenden Zweitliga-Saison sind ebenso eine Charakterfrage, insbesondere für die Spieler. Wir wollen keine Punkte abschenken und wir wollen uns nicht dem Vorwurf aussetzen, den sportlichen Wettbewerb zu verzerren. Teil eins dieser „Prüfung“ hat unsere Mannschaft am gestrigen Abend mit dem Sieg in Oberhausen erfüllt.
Wir wünschen uns, dass Ihr uns auch in der kommenden Saison weiterhin mit vollem Enthusiasmus unterstützt und versprechen im Gegenzug eine schlagkräftige und erfolgshungrige Mannschaft auf dem Platz. Der SV Wehen Wiesbaden wird wieder angreifen und es wird wieder Bundesliga-Fußball in der hessischen Landeshauptstadt geben.
Es geht weiter – wir sehen uns in der BRITA-Arena!
Stellvertretend für den ganzen Verein:
Präsident Heinz Hankammer, Vize-Präsidenten Jürgen Fladung und Markus Hankammer, Geschäftsführer Markus Irmscher und das Trainerteam um Sandro Schwarz und Hans Werner Moser
Offener Brief von uns am 11. März 2010:
An das Präsidium, das Trainerteam
und die Geschäftsführung des SV Wehen-Wiesbaden
Am 9. Mai 2009 erschien der oben stehende offene Brief an die Fans. Blumig bis überschwänglich wurde sich bedankt für die tolle Unterstützung, wir wurden gelobt und eingeschworen für die schwere neue Saison.
Seitdem sind 10 Monate vergangen und was bleibt uns nun anzumerken? Wir Fans haben unser Wort gehalten. Wir Fans sind da, Woche für Woche, bei Heimspielen sowieso – haben unzählige Kilometer hinter uns gebracht, standen bei jedem Wetter (ob -16 oder +35 Grad) in den ungastlichsten Fankurven und versuchten die Mannschaft zu unterstützen. Ob kaputte Autos, verpasste Züge, schlecht gelaunte Ordnungskräfte, Hitze, Kälte, Regen, Schnee und Eis – nichts hielt uns davon ab, die Mannschaft zu begleiten.
WIR HABEN UNSER WORT GEHALTEN!
10 Monate später – und wir erleben ein grausames Déjà-vu – nichts hat sich geändert. Die Gefahr des erneuten Abstieges ist so groß wie nie zuvor. Der einzige Gegensatz zu letztem Jahr ist, dass wir noch nicht mal mehr die üblichen Durchhalteparolen zu hören bekommen. Macht auch nix, die haben wir zur genüge gehört.
Fassen wir mal zusammen (wir zitieren aus Ihrem offenen Brief):
„Klar ist auch, dass wir alle über die ganze Saison hinweg viele Fehler gemacht haben. Diese arbeiten wir intern auf und werden daraus Lehren für die Zukunft ziehen“
Falls dies wirklich der Fall sein sollte – dann könnt ihr das gut verbergen.
Nicht nachvollziehbare Personalentscheidungen, Trainerentlassung(en), Trikot-Sponsoring – die Fans tappen im Dunkeln. Sollte dies bei den Spielern nur halbwegs ähnlich sein, so ist es wenig verwunderlich, dass sie verunsichert und demotiviert sind. Wir wissen nicht, ob es ab Juni 2010 noch einen SV Wehen-Wiesbaden geben wird – wissen es wenigstens die Spieler? Wisst Ihr es wenigstens?
Lasst uns doch wenigstens ein bisschen teilhaben an Eurem Wissen.
Beispiele gefällig?
Glibo wird verkauft – unsere Abwehr ist mit nunmehr 45 Gegentreffern ja auch ein Bollwerk.
Alternativen auf der Bank haben wir ja mehr als genug.
Amstätter wird aus der Mannschaft genommen und soll nun mit seiner Erfahrung der Zweiten Mannschaft im Abstiegskampf „helfen“. Unsere Erste hat ja auch keine Hilfe nötig.
Damjanovic – lt. Zeitungsberichten eigentlich in der Winterpause schon aussortiert, ist plötzlich feste Größe – mit sehr mäßigem Erfolg.
Moser wird entlassen – die Meldung erreichte uns am 09. Februar. Begründung – die sportliche Situation. Verzeiht uns, dass wir lachen, aber diese war schon vorher prekär. Die Trainerentlassung überraschte uns nicht wirklich, der Zeitpunkt aber dann doch sehr. Wieso wird nicht schon nach dem Dresdenspiel gehandelt. Da hätte der neue Trainer die Winterpause nutzen können, zum Kennenlernen, zum Aufbau des Kaders und zum Training. Nun muss er mit dem leben und arbeiten, was vorhanden ist – und das geht meistens schief.
Trikot-Sponsor – muss uns Fans das interessieren? Eigentlich nicht, sollte uns doch egal sein, ob auf der Brust der Spieler Reklame oder eben nix steht. Andererseits wurde uns Fans auf einem Fantreffen im letzten Juli/August für September Vollzug angekündigt. Das gleiche hörten wir im Dezember, als wir für Januar einen Sponsor präsentiert bekommen sollten. Nun ist es Mitte März – und es herrscht Schweigen im Walde. Unverständlich ist es für uns nicht, denn wer würde sein Geld in ein Konstrukt investieren, in dem in nächster Zeit alles möglich erscheint – nur kein Erfolg.
Die Beurlaubung von Sandro Schwarz – für einige war sie überfällig (was aber mehr mit der Person zu tun hat), für viele andere ist sie wiederum unverständlich. Die offizielle Begründung, eher schwammig ausgedrückt, lässt erahnen, dass nicht denken, nur folgen gewünscht ist. Ohne Wenn und Aber. Kritik ist nicht erwünscht und schon gar nicht geduldet. Nun wird wohl Ruhe einkehren im Verein. Denn nach dieser Aktion wird sich auch der mutigste Kritiker zweimal überlegen, diese auch kund zu tun, wenn ihm denn sein Arbeitsplatz lieb ist. So macht man Mitarbeiter mundtot.
Nach Hock, Frank, Schwarz, Moser ist Lettieri Trainer Nummer 5 (in Worten: FÜNF) seit Dezember 2008. Ob ein Drill-Instruktor (der scheinbar außer seiner keine weitere Meinung gelten lässt) mit fragwürdigen Methoden und einem „Gassen-Jargon“, der seinesgleichen sucht, Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten
Auch unsere Zweite Mannschaft kommt in dieser Saison auf keinen grünen Zweig. Ein Aspekt ist sicherlich der „Aufstieg“ einiger Spieler in das Profiteam. Aber nur damit kann sich der rapide Leistungsabfall nicht erklären lassen – steckt doch angeblich so viel Potenzial in unserem Nachwuchs.
Die ständigen Trainerwechsel werfen hier auch kein gutes Licht auf den Verein. Eigentlich ohne Not wurde Adrian Spyrka von dannen geschickt, sein Nachfolger Zampach ist auch schon wieder „Schnee von gestern“. Mit Rompel ist nun Trainer Nummer 3 in sieben Monaten am Drücker.
Kontinuität sieht anders aus !!!
Die Außendarstellung ist schlimmer denn je, denn sie ist einfach nicht vorhanden. Artikel in den hiesigen Zeitungen, die oftmals viel Platz für Spekulationen und Gerüchte aller Art lassen, bleiben einfach unbeantwortet. Es ist schon klar, dass man nicht wie der FC Hollywood alles an die große Glocke hängen muss/darf/soll – aber ab und an etwas Aufklärung zur rechten Zeit könnte sicher nicht schaden.
„Wir wünschen uns, dass Ihr uns auch in der kommenden Saison weiterhin mit vollem Enthusiasmus unterstützt und versprechen im Gegenzug eine schlagkräftige und erfolgshungrige Mannschaft auf dem Platz. Der SV Wehen Wiesbaden wird wieder angreifen und es wird wieder Bundesliga-Fußball in der hessischen Landeshauptstadt geben.“
Ja, mit Versprechen sollte man vorsichtig sein oder man hält es wie einst Adenauer. Ist den Fans mangelnder Enthusiasmus vorzuwerfen? Spielt die Mannschaft deshalb weder schlagkräftig noch erfolgshungrig? Wir denken nicht. Wir alle haben mittlerweile nur noch Angst. Angst, dass es mit dem Profifußball in Taunusstein/Wiesbaden schon in ein paar Wochen zu Ende sein wird. Von Bundesliga-Fußball reden wir erst gar nicht – wir wollen doch nur „drin“ bleiben.
Drin in der so lukrativen und wahnsinnig interessanten 3. Liga! Kann das wirklich unser Anspruch sein? Was ist mit dem Traum eines Heinz Hankammers? Der vom Vorstand so groß gepredigte Zwei-Jahres-Plan zum Wiederaufstieg – wo ist er? In kurzer Zeit wurden die Arbeit und das Herzblut von Jahrzehnten einfach zunichte gemacht. Niedergemacht durch Fehlentscheidungen „en gros“. Zwar sind die Personen, die die meisten zu verantworten haben, längst nicht mehr da, aber wirklich geändert oder gar gebessert hat sich seit her auch nichts.
Durchgereicht, abgefertigt. Natürlich habt Ihr uns nicht den sofortigen Wiederaufstieg versprochen – aber auch nicht die Gefahr des direkten Nochmal-Abstieges
„Doch die kommende Saison wird kein Zuckerschlecken werden. In der 3. Liga müssen wir uns dann mit deutlich verringertem Budget neu aufstellen. Dabei wollen wir eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen, die charakterlich so gefestigt ist, dem Druck standzuhalten. Denn als Absteiger werden wir zunächst einmal die Gejagten sein. Spieler, Trainer und das Umfeld werden dies als Herausforderung annehmen„
Ein Zuckerschlecken ist sie wahrlich nicht, diese Saison, aber das eine Mannschaft dem Druck so dermaßen nicht gewachsen ist, muss ja wohl nur an mangelndem Charakter oder falschem Trainer liegen.
Denn ansonsten hätte das Präsidium mit all ihren Entscheidungen komplett falsch gelegen und versagt.
„Support Wehen“ – „Supremus Dilectio“